· 

Elvira's Italienerin

Meine Hobbys für die Entspannung: fotografieren, wandern und Rad fahren, auch mal Angeln, alles Aktivitäten, um runter zukommen  - und natürlich meine schöne Italienerin,  eine Moto Guzzi Le Mans II.

Auf irgend einem Event hatte ich eine gesehen...ich weiß nicht mal mehr genau wo. Und dann wollte ich eine. Ein Männermotorrad, sagten sie, ein Eisenhaufen -  ausschließlich für gestandene, wettergegerbte Haudegen. Nichts für ESP- ,ABS- und Wheelieassistenten gewohnte Weich....!  Aber als ich dann sie zum ersten mal sah, gab es keine Bedenken mehr. Lang, flach und elegant stand sie da. Zierlich ist sie und fast so alt wie ich. Sie - genau sie - musste ich haben. Die, mit dem oben weiß lackierten Tank.

 

Sie löste eine BMW und eine kleine Imola ab. Und als ich zum ersten Mal auf ihr saß, konnte ich ihre barocken Formen aus der Vogelperspektive  bewundern. Etwas nervös den Schlüssel rein, Druck auf den Starter und einen Hammerschlag erweckte den Motor zum Leben. Irgendwie lässig, wie ein nasser Hund, schüttelte sie sich und schnüffelte durch ihre offenen Vergaser. Choke zu - und sie beruhigte sich merkbar. Ihre Lebenszeichen konnte Sie allerdings nicht verbergen, auch nicht akustisch!

Der Verkäufer schien zu ESP, ABS und die ganzen Assistenten eine starke Affinität zu besitzen, weshalb die Verhandlungen recht kurz gerieten. Ein Schnäppchen war sie trozdem nicht....Angebot und Nachfrage eben 💰💰.

Meine erste Fahrt führte über die Schwäbische Alb. Ich muß - auch heute noch -  zugeben, mit allem hatten die Mahner nicht unrecht. Der Gasgriff scheint als Trainingsgerät für Bodybilder ausgelegt zu sein. Und häufiges kuppeln läßt den linken Unterarm auf Turnerniveau anwachsen. Aber die Fahrt durch diese Landschaft damals, der bollernde Motor, die herrlichen langezogenen Kurven, das war dann Balsam für die alltagsgestresste Seele.

Und ja, ich merkte schon damals, man muss meinem Motorrad schon deutlich zeigen, wo es hingehen soll. Stur ist sie und manchmal etwas störrisch. Den Willen des Fahrers will sie schon klar mitgeteilt bekommen. Dann aber folgt sie perfekt, gutmütig und ohne zu zicken, der Straße.

Mittlerweile haben wir uns aneinander gewöhnt. Auch wenn unsere Beziehung nicht immer ganz stressfrei war. Aber welche ernsthafte Beziehung ist das schon 😉?

Männer, vor allem motorradfahrende Männer, und noch mehr die wettergegerbten, motorradfahrenden Männer beobachten uns beide immer wieder! Unauffällig, am Weizenbier nippend im Biergarten sitzend und mit weit von sich gestreckten Beinen. Aber sie beobachten das Geschehen gaaanz genau. Und ich gestehe, ich genieße es ja auch, zumindest manchmal!

Dann... auf die flache, langgestreckte Maschine aufsitzen...die Handschuhe anziehen. Und bloß kein Blick zum "Publikum" - Schlüssel auf Zündung, alle Kontrollleuchten im grünen Bereich, der lässige Druck auf den Starter und "...MERDE.....!" die ganze Fuhre macht - Gott sei dank mit mir - einen riesen Satz nach vorne! 

Die verd.... lässige, italienische Elektrik hat wieder einmal auf ganzer Linie versagt 🙄: Neutral für "Leerlauf" strahlt mich freundlich grün leuchtend vom Armaturenbrett aus an, der Kupplungsunterbrecherschalter  aber ist im italienischen Streikmodus. Und der erste Gang im Kraftschluß!🤷

UND  ICH? Jaaaa, die Wettergegerbten werden jetzt denken... Aber nein, ich wollte und will es gar nicht wissen. Kupplung ziehen, starten und ab nach Hause.

Mittlerweile haben wir unser eigenes Startritual...und somit einen Beziehungskiller ausgeschaltet!

An Beziehungen muss man eben arbeiten....und die unsere besteht immer noch!! 😀👍